Auf Grund der Vielzahl unterschiedlicher Token wirkt das Universum der Kryptoassets unüberschaubar. Es finden sich jedoch schnell Eigenschaften, die eine Einordnung ermöglichen.

Coin versus Token

Die Begriffe Token und Coin werden oft synonym verwendet. Eine offizielle Taxonomie gibt es bisher nicht, aber die technische Sicht ermöglicht eine einfache Differenzierung. Generell existieren in der Kryptowelt nur Token, die man jedoch weiter in Protokoll-Token und Second Layer-Token unterscheiden kann.

Ein Protokoll-Token ist der native Token einer Blockchain, der das zugehörige Netzwerk sichert und mit dem die Gebühren für Transaktionen bezahlt werden. So ist der Ether das native Token der Ethereum Blockchain und NEO das native Token der NEO Blockchain. Diese nativen Token werden auch als Coin bezeichnet.

Als Second Layer-Token werden diejenigen Token bezeichnet, die auf einer bereits existierenden Blockchain geschaffen werden. Dazu zählen die ERC20-Token und NEP5 Token auf den Blockchains von Ethereum und NEO. Sie dienen in der Regel dazu, die Nutzung bestimmter Funktionalitäten einer dezentralen Anwendung (DApp) zu ermöglichen.

“If you do not know the names of things, the knowledge of them is lost, too.”

— Carl von Linné (1707 - 1778)

Abgrenzung von Kategorien

Eine einheitliche Kategorisierung für digitale Token existiert nicht. Die meisten Datenanbieter nutzen proprietäre Strukturen, die sich jedoch ähneln.

Die folgende Liste zeigt die Einteilung der Token in acht Kategorien, wie sie vom Datenanbieter Messari genutzt wird:

• Currencies
• Smart Contract Platforms
• Stablecoins
• Web3-Token
• Centralized Exchanges (CEX)
• Decentralized Finance (DeFi)
• Decentralized Exchanges (DEX)
• Privacy Token

Verschiedene Institutionen arbeiten derzeit an der Schaffung eines weltweit gültigen Standards für die Kategorisierung von Kryptoassets.

“Ethereum competes against Bitcoin in the same way that Microsoft competes against Gold.”

— Timothy F. Peterson, Cane Island Research

Kryptowährungen

Kryptowährungen sind der Regel native Token eines Blockchain-Protokolls. Sie sollen als Wertaufbewahrungs- oder Tauschmittel dienen und somit zwei der drei Funktionen von Geld abbilden.

Eine Besonderheit stellen Privacy Coins dar. Entegegen einer weit verbreiteten Annahme gewährleisten Kryptowährungen nicht generell Anonymität. Jeder, der den technischen Hintergrund versteht und weiß, wie eine Blockchain funktioniert, kann Transaktionen zurückverfolgen. Entwickler haben daher von Beginn an auch Protokolle entwickelt, die es ermöglichen, die Spuren im Netzwerk vollständig zu verwischen. Das Ergebnis sind die Privacy Coins, die den Nutzern die vollständige Anonymität ermöglichen.

“There cannot be stable money within an environment dominated by ideologies hostile to the preservation of economic freedom.”

— Ludwig von Mises

Smart Contract-Plattformen

Smart Contract-Plattformen dienen als Basis dezentraler Anwendungen, die auf einem verteilen Netzwerk und nicht auf zentralen Servern laufen. Kennzeichnend für diese Plattformen ist der Einsatz von Programmen, die von außen angesteuert werden oder auch autonom ablaufen können und Zugriff auf digitale Assets haben - den Smart Contracts. Sie fungieren als elementare Bausteine nahezu beliebig komplexer Blockchain basierter, dezentraler Anwendungen

Oft sind Finanzprodukte die zuerst genannte Lösung, wenn es um den möglichen Einsatz dezentraler Strukturen geht. Rein technisch betrachtet können jedoch alle Anwendungen aus zentralisierten Strukturen herausgelöst werden. So gibt es schon heute dezentralisierte Video-, Gaming- und Chat-Programme sowie viele andere Anwendungen, die über Smart Contract Plattformen ins Leben gerufen wurden.

“The curious task of economics is to demonstrate to men how little they really know about what they imagine they can design.”

— Friedrich. A. Hayek

Web3-Token

Das Internet ist eine dezentrale Struktur. Viele Nutzer verwechseln es mit dem World Wide Web, dem bekanntesten Dienst, der das Internet nutzt. Dieses Netz ist ein weitgehend zentralisiertes Konstrukt, das von den meisten Nutzern nur oberflächlich genutzt wird. Auf das Web1 mit seinen statisch über Hyperlinks verknüpften Seiten folgte das aktuelle Web2, das auch Interaktionen mit den Anwendern ermöglicht.

Durch die Blockchain ist der Weg zum dezentralen Web3 frei geworden, das sich wieder der ursprünglichen Idee eines “open, trustless, and permissionless network” nähert. Das Web3 ermöglicht nicht nur das Lesen und Schreiben von Daten, sondern auch die Ausführung dezentraler Programme. Projekte, die an der Umsetzung dieses neuen Webs arbeiten beschäftigen sich unter anderem mit dezentraler Datenspeicherung, der Nutzung verteilter Rechenkapazitäten oder der Dezentralisierung digitaler Werbung.

“The Web as I envisaged it, we have not seen it yet. The future is still so much bigger than the past.”

Timothy Berners-Lee

Stablecoins

Stablecoins sollen nur einen Zweck erfüllen. Sie sollen einen stabilen Wechselkurs gegenüber einer Fiatwährung, in der Regel dem US-Dollar, aufweisen. So sollen sie ein schwankungsarmes bis nahezu schwankungsfreies digitales Asset repräsentieren. Durch die geringe Volatilität erfüllen sie die bei hochvolatilen Kryptowährungen angezweifelte Wertaufbewahrungsfunktion.

Die Stablecoins repräsentieren einen umstrittenen Sektor. Für die einen sind diese Token der logische, digitale Ersatz für Fiat Währungen. Andere stellen die Frage, wofür ein Token benötigt wird, das lediglich den US-Dollar oder eine andere konventionelle Währung abbildet.

Insbesondere in Regionen mit hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit stoßen derlei Fragen auf Unverständnis. Dort haben Menschen oft keinen Zugriff auf den US-Dollar und schätzen die Stablecoins als zwar inoffizielles aber immerhin erreichbares Asset. So erreichen die Kryptowährungen in diesen Regionen bereits ein Ziel. Sie erleichtern den Zugriff auf Finanzdienstleistungen für alle Menschen, die ein Smartphone besitzen.

“I’ve found that luck is quite predictable. If you want more luck, take more chances. Be more active. Show up more often.”

Brian Tracy

CEXes, DEXes und DeFi

Centralized Exchanges oder “CEXes” sind Plattformen und Apps, die den Handel von Kryptowährungen untereinander oder gegen Fiat-Währungen ermöglichen. Als Marktplätze für Token und als Schnittstelle zur Fiat-Welt sind sie essentiell für das Kryptobiotop. Zentrale Handelsplätze müssen nicht zwingend eigene Token emittieren.

Dezentrale Börsen oder “DEXes” ermöglichen den Austausch von Krypto-Vermögenswerten ohne zentrale Entität. Der Austausch digitaler Assets über eine DEX erfolgt bilateral. Tauscht ein Nutzer Ether gegen Bitcoin, dann erfolgt der Transfer der beiden Token zwischen den beteiligten Adressen direkt. Die DEXes ermöglichen diesen Transfer, haben aber zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf die ausgetauschten Token.

Das Kürzel DeFi steht für Decentralized Finance und ist der Überbegriff für dezentrale Finanzapplikationen, die auf Kryptographie, der Blockchain und Smart Contracts aufbauen. Das bestehende Finanzsystem ist zentral organisiert und vereinfacht gesagt eine Struktur mit einer Vielzahl an Teilnehmern, die Transaktionen über zentrale Intermediäre wie z.B. Banken ausführen. Der Weg von der bestehenden zentralen zur dezentralen Welt wird daher auch Disintermediation bezeichnet.

“In concentrated portfolios, market fluctuations are magnified. All market noises look like real events.”

— Naved Abdali

Non-fungible Token (NFT)

Ein Gut wird als fungibel bezeichnet, wenn es identisch und austauschbar ist. So ist es egal mit welchem 10-Euro Schein ein Kunde seinen Einkauf bezahlt. Auch zwischen zwei standardisierten Goldbarren gibt es keinen Unterschied. Zu den nicht fungiblen Werten zählen beispielsweise Kunstwerke, Immobilien oder Wein.

Non-fungible Token (NFT) stellen einzigartige, digitale Vermögenswerte dar. Dabei kann es sich um die digitale Repräsentation eines realen physischen Objekts oder um ein rein digitales Objekt handeln. Relevant ist lediglich die Auszeichnung jedes dieser Token mit einer einzigartigen, unveränderlichen und nicht kopierbaren Eigenschaft wie einem kryptografischen Kennzeichen.

Der Markt für NFTs wächst stark und zog bereits zahlreiche namhafte Adressen an. Neben den beiden Auktionshäusern Sotheby’s und Christies sind auch Sportrechtevermarkter wie die NBA und NFL aus den Vereinigten Staaten in diesem Segment aktiv.