Ethereum ist mehr als ein Kryptoasset. Es ist eine flexible open source Plattform für dezentrale Anwendungen.
Offen und flexibel
Im Jahr 2013 veröffentlichte Vitalik Buterin das Ethereum-Whitepaper, in dem der Entwickler seinen Entwurf eines neuen, flexiblen Blockchain-Protokolls vorstellt. Ethereum unterscheidet sich strukturell vom Bitcoin-Protokoll und geht über die Eigenschaften eines Assets oder einer Währung hinaus.
Die Kombination von verteilt auf einem Netzwerk ablaufenden Programmen mit der monetären Komponente einer Kryptowährung legte den Grundstein für zahlreiche dezentrale Anwendungen (DApps) sowie deren Interoperabilität in so unterschiedlichen Bereichen wie Datenspeicherung, Identitätsmanagement und Decentralized Finance.
Eine der größten Schwierigkeiten von Ethereum ist die mangelhafte Skalierbarkeit. Diese führte zur bisher wichtigsten Weiterentwicklung des Protokolls in Richtung Eth2, die derzeit durch die schrittweise Implementierung verschiedener Aktualisierungen implementiert wird.
“We will either solve the scalability and consensus problems or die trying.”
Vitalik Buterin (Entwickler von Ethereum)
Unbeschränkt und privat
Um das Ethereum-Netzwerk zu nutzen, sei es über eigene smart contracts oder als Anwender einer dezentralen Applikation (DApp), wird eine Kryptowährung benötigt. Bei der Ethereum Blockchain ist dies der Ether, der zur Zahlung von Transaktionskosten auf dem Netzwerk dient. Nutzer verwalten ihre Ether über ein Wallet. Das ist eine spezielle Software, die als Schnittstelle zum Netzwerk fungiert.
Die Transaktionskosten sind ein Anreiz zur Entwicklung effizienter Programme. Gleichzeitig behindern sie die Ausführung von Schadprogrammen, denn jede Aktion auf dem Netzwerk kostet Geld. Dieses System ist vergleichbar mit einem E-Mail System, bei dem minimale Gebühren für den Versand von Nachrichten anfallen. Einfache Spam-Programme, die wahllos eine riesige Zahl an Nachrichten verschicken, wären in diesem Falle schlichtweg zu teuer.
Zudem finanziert sich das Netzwerk über die Transaktionskosten selbst. Modelle, bei denen die Nutzer vermeintlich kostenlose Dienstleistungen mit ihren persönlichen Daten bezahlen, sind nicht notwendig. Auch eine Zugriffsbeschränkung wegen bestimmter persönlicher Daten ist nicht möglich. Dies sichert eine hohe Privatheit, die Gleichbehandlung aller Anwender und weist in die Richtung eines freien Internets.
“Most of systems still depended on some central node to which everything had to be connected (…). I wanted the act of adding a link to be trivial. If it was, then a web of links could spread evenly across the globe.”
Sir Timothy Berners-Lee (Entwickler des Webservers und des www)
Programmierbar
Wie beim Bitcoin besteht das Ethereum-Netzwerk aus einer Vielzahl miteinander kommunizierender Rechner ohne eine zentrale Instanz. Der Bitcoin steht sinnbildlich für ein dezentrales, redundant gespeichertes Hauptbuch, in dem die gesamte Transaktionshistorie hinterlegt wird. Diese Struktur wird als distributed ledger bezeichnet.
Im Ethereum-Netzwerk hingegen können nicht nur einfache Transaktionen ausgeführt werden. Es bietet die Möglichkeit, nahezu beliebig komplexe Programme, die smart contracts, auszuführen. Auf diese Weise lassen sich selbst umfangreiche, mehrstufige Vorgänge abbilden, die externe Datenquellen und Nutzereingaben integrieren. Im Ethereum-Netzwerk werden daher nicht nur Transaktionsdaten, sondern die Zustände des gesamten Netzwerks gespeichert.
Die Programmierbarkeit ermöglicht in Verbindung mit dem nativen Token des Ethereum-Netzwerks, dem Ether, die Abbildung und Erweiterung existierender Wirtschaftsprozesse. Der Bereich Decentralized Finance ist das bekannteste Beispiel für die Dezentralisierung ursprünglich zentral gesteuerter Abläufe.
“The only way to control chaos and complexity is to give up some of that control.”
Gyan Nagpa
Fundament des Web3
Mit dem ersten Webserver schuf dessen Erfinder, der englische Physiker Timothy Berners-Lee, 1992 das world wide web, einen Dienst auf dem Internet. In der ersten Version dieses Netzes, dem Web1, gab es vor allem statische Inhalte, die über Hyperlinks referenziert wurden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Web2, das die Interaktion der Anwender ermöglichte und dem entspricht was viele heute als “das Netz” wahrnehmen.
Während das Internet eine freie und dezentrale Struktur darstellt, ist das Web ein hochgradig zentralisierter Dienst. Dies führte zur Vision des Web3, in dem derzeit zentral organisierte Kerndienstleistungen wie der Domain Name Service dezentralisiert und die Daten der Nutzer geschützt werden.
Plattformen wie Ethereum können als Basis für ein dezentrales Web3 dienen. Zahlreiche DApps zeigen bereits die Funktionsfähigkeit anonym nutzbarer, dezentraler Applikationen. Das Spektrum reicht von Handelsplätzen und Gaming-Plattformen bis hin zu Stablecoin- und Lending Protokollen. All diese Anwendungen sind offen für alle Nutzer und funktionieren ohne eine zentrale Instanz.
“Decentralization will prevent shocks from spreading throughout the system, like firebreaks in the forest.”
Steve Hallett