Beim Einstieg in die Diskussion über Kryptoassets im Allgemeinen oder den Bitcoin im Speziellen sind Grundkenntnisse unabdingbar.

Mehr als digitales Gold

Bitcoin wird oft als digitales Gold bezeichnet. Wie das Edelmetall ist Bitcoin nicht von einem zentralen Emittenten abhängig, kann nicht von einer Behörde manipuliert werden und hat grundlegende Eigenschaften eines Tausch- und Wertaufbewahrungsmittels.

Im Gegensatz zu Gold ist Bitcoin einfach und billig zu übertragen. Die Prüfung der Echtheit ist trivial. Zudem ist das Kryptoasset programmierbar, was einfache Transfers und eine flexible Verwahrung ermöglicht. Das Zugriffsrecht auf Bitcoin kann bei Einzelpersonen oder Gruppen mehrerer Personen liegen, und die Möglichkeiten der programmatischen Ausgestaltung sind nahezu unbegrenzt. Dies alles funktioniert ohne eine zentrale Institution, die den Prozess verwaltet oder Transfers und Zugriffsrechte regelt.

“Bitcoin is a remarkable cryptographic achievement and the ability to create something that is not duplicable in the digital world has enormous value.”

– Eric Schmidt (CEO Google)

Ein Meilenstein der Informatik

Echtes digitales Geld war seit den 1980er Jahren ein Ziel vieler Informatiker und Spezialisten der Kryptografie. Mit der funktionierenden Public Key-Kryptografie wurde der Grundstein für eine solche Entwicklung bereits in den 1970er Jahren gelegt. Eine Reihe von Kryptographen und so genannten “Cypherpunks” erkannten die Möglichkeit, digitales Geld zu schaffen, das nicht von einer Person, einem Unternehmen oder einem Staat kontrolliert wird. Das Interesse und die Anzahl der Forschungs- und Entwicklungsprojekte nahm zu.

Doch es gab Probleme. Während die kryptografischen Methoden, die digitales Geld theoretisch möglich machten, bereits existierten, blieben zwei Probleme lange Zeit ungelöst. Eines davon war die Schaffung funktionierender Anreizstrukturen für die Schöpfung neuen Geldes. Die zweite Aufgabe war die Lösung des “double spend”-Problems. Damit ist die Verhinderung von Transaktionen gemeint, bei denen ein Besitzer versucht, mit einer bestimmten Menge Bitcoin mehrere Zahlungen zu leisten, Geld also mehrfach auszugeben.

Das von Satoshi Nakamoto im Oktober 2008 veröffentlichte Whitepaper “Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System” präsentierte elegante Lösungen für beide Probleme.

“Bitcoin actually has the balance and incentives right, and that is why it is starting to take off.”

– Julian Assange (Gründer von Wikileaks)

Dezentral und fälschungssicher

Die Eigentümer der privaten Schlüssel haben die alleinige und volle Kontrolle über ihre Bitcoin. Auch für die Durchführung von Transaktionen besteht keinerlei Abhängigkeit von dritten Parteien. Das steht im Gegensatz zu den bestehenden Strukturen und unterscheidet sich auch von jeder anderen Form digitaler Zahlungen. Sei es ein Bankkonto, eine Kreditkarte oder ein Konto bei Paypal oder Venmo, es gibt immer jemanden, der Transaktionen im Namen der Nutzers autorisiert - oder auch nicht. Nicht so bei Bitcoin. Die Eigentümer können mit ihren privaten Schlüsseln Transaktionen direkt an das Bitcoin-Netzwerk übermitteln, in dem dann die gesamte Abwicklung dezentral erfolgt.

Diese vollständige Kontrolle verhindert die Sperrung oder Enteignung von Bitcoin. Anders als bei jeder anderen Form von digitalem Geld gibt es niemanden, der Bitcoin einfach mit einem Federstrich oder einem Mausklick auf einem Computersystem beschlagnahmen kann. Eine dauerhafte Beeinflussung des Wertes von Bitcoin durch externe Eingriffe, wie sie beispielsweise eine expansive Notenbankpolitik oder eine Währungsreform darstellen, ist technisch ebenfalls ausgeschlossen.

Die Existenzberechtigung eines fälschungssicheren, nicht beliebig vermehrbaren digitalen Objekts liegt auf der Hand. Dies gilt insbesondere in einer Welt, in der ein zunehmender Anteil der wirtschaftlichen Prozesse über digitale Netze abläuft. Im Vergleich zu Gold oder anderen physischen Wertanlagen wie Kunst ist das digitale Asset einfacher und billiger zu nutzen. Der Transfer ist trivial und die sichere Verwahrung ohne nennenswerten Aufwand möglich.

“Virgin Galactic is a bold entrepreneurial technology. It’s driving a revolution and Bitcoin is doing just the same when it comes to inventing a new currency.”

– Sir Richard Branson (Gründer Virgin Group)

Eine neue Assetklasse

Bitcoin ist ein Asset, das in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten zu Gold aufweist. Auf Grund der zusätzlichen Eigenschaften als digitales Asset können Bitcoin und andere Kryptos jedoch als Repräsentanten einer neuen Assetklasse betrachtet werden.

Setzen sich Bitcoin oder andere Token durch und werden in bestehende Systeme integriert oder ersetzen sogar Teile der alten Welt, dann entsteht ein asymmetrisches Chance/Risiko-Profil. Schon geringe Allokationen können in einer solchen Konstellation die Entwicklung eines Portfolios spürbar beeinflussen.

Für Portfolio Manager ist auch die niedrige Korrelation von Kryptoassets zu konventionellen Anlageklassen interessant, die sie zu potentiell starken Diversifikatoren macht.

“I really like Bitcoin. I own Bitcoins. It’s a store of value, a distributed ledger. It’s a great place to put assets, especially in places like Argentina with 40 percent inflation, where $1 today is worth 60 cents in a year, and a government’s currency does not hold value.”

– David Marcus (ehemaliger CEO Paypal)

Die Währung des dezentralen Internets

In den 1980er Jahren wurde die Bedeutung einer digitalen Währung für vernetzte Systeme erkannt. Die Übertragung des bestehenden zentralen Geldsystems erschien jedoch nicht sinnvoll, da sonst die dezentrale Idee des Internets zu scheitern drohte. Seither haben sich im World Wide Web, das lediglich einen Dienst auf dem Internet darstellt, stark zentralisierte Strukturen ausgebildet. Das Internet ist zwar keineswegs gescheitert, die Vorteile der dezentralen Struktur werden jedoch nicht genutzt.

Mit der Entwicklung von Kryptoassets bietet sich jetzt die Gelegenheit, die vorhandenen zentralistischen Strukturen durch dezentrale zu ersetzen. Diese Strukturen bieten zahlreiche Vorteile, darunter der Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit vor repressiven Eingriffen dritter Parteien.

Die grundlegenden Unterschiede von Kryptoassets zu allen anderen digitalen Zahlungsmitteln sowie deren offene und programmierbare Natur machen sie zur natürlichen Währung eines dezentralen, digitalen Netzwerks. Führende Technologiekenner wie Marc Andreessen, der Gründer von Netscape, und Jack Dorsey (Square, Twitter) bezeichnen Bitcoin als das Geld des Internets.

“Bitcoin may be the TCP/IP of money.”

– Paul Buchheit (Entwickler von Gmail)

Revolutionär

Bitcoin-Befürworter haben das Kryptoasset von Beginn an als Revolution bezeichnet. Dies rührt zum Teil aus der freiheitsliebenden Motivation der “Cypherpunks”, die privates digitales Geld zu Recht als mächtiges Werkzeug für den freien Handel auf der Welt einstufen. Eine solche Entwicklung würde zudem eine Reduktion des Einflusses von Regierungen herbeiführen.

Dieser Geist des sinnvollen und friedlichen Wandels ist nicht verloren gegangen. Viele sehen in Bitcoin und anderen Kryptoassets nicht nur eine Technologie, eine Investition oder ein wirtschaftliches Experiment, sondern vielmehr eine Bewegung und einen Ausdruck der Freiheit. Solides und unabhängiges Geld ist in dieser Sichtweise eine elementare Voraussetzung wirklicher Freiheit.

“I think the internet is going to be one of the major forces for reducing the role of government. The one thing that’s missing but that will soon be developed, is a reliable e-cash.”

– Milton Friedman